Wenn du Kinder hast oder mit Schülern arbeitest, kennst du die Situation wahrscheinlich nur zu gut: Das Lernen führt regelmäßig zu Diskussionen, Frustration und sogar Streit. Du erwartest von deinem Kind, dass es sich hinsetzt und konzentriert, aber stattdessen gibt es Widerstand, Ablenkung oder gar völlige Verweigerung. Du fragst dich, wie du dein Kind motivieren kannst, ohne ständig Druck auszuüben oder Frust zu erzeugen.
Zum Glück gibt es einen Weg, wie du die Zusammenarbeit mit deinem Kind verbessern kannst – und der Schlüssel liegt in der richtigen Kommunikation. Wir können nicht direkt steuern, wie unser Kind reagiert, aber wir haben sehr wohl Einfluss darauf, wie wir mit ihm sprechen. Dieser Einfluss kann entscheidend sein, um dein Kind auf sanfte, aber effektive Weise zum Lernen zu motivieren.
In diesem Blog-Beitrag stelle ich dir 6 einfache Kommunikationstipps vor, die dir helfen werden, den Lernprozess deines Kindes ohne Streit zu gestalten. Diese Ansätze fördern nicht nur die Kooperation, sondern stärken auch die Beziehung zu deinem Kind.
geschrieben von:
Elena Kleist
veröffentlicht am:
05.10.2024
Es ist sehr verlockend, Befehle zu erteilen, wenn dein Kind sich nicht an die Abmachungen hält: „Leg dein Handy sofort weg!“ oder „Setz dich endlich hin und mach deine Hausaufgaben!“ Doch Befehle führen oft zu Widerstand, weil sich dein Kind bevormundet fühlt.
Stattdessen kannst du das Problem einfach beschreiben, ohne zu verurteilen. Das nimmt die Schärfe aus der Situation und gibt deinem Kind die Möglichkeit, selbst zu erkennen, was gerade schiefläuft. Zum Beispiel: „Du schaust ständig auf dein Handy, und das lenkt dich ab.“ Oder: „Ich sehe, dass du noch nicht mit deinen Hausaufgaben angefangen hast.“ So benennst du das Problem sachlich, ohne Vorwürfe oder Beschuldigungen.
Dieser Ansatz ermutigt dein Kind, selbst zu handeln, statt sich gedrängt zu fühlen. Es kann darauf reagieren, ohne das Gefühl zu haben, in die Defensive gehen zu müssen.
Anstatt dein Kind zu kritisieren oder ihm Vorwürfe oder Befehle zu machen, gib ihm einfach neutrale Informationen, die es selbst weiterbringen. Vorwürfe wie „Du lernst nie rechtzeitig!“ oder „Kein Wunder, dass du schlechte Noten schreibst!“ demotivieren und führen nur zu negativen Gefühlen.
Eine sachliche Information hingegen gibt deinem Kind die Möglichkeit, selbst darüber nachzudenken und zu handeln: „Wenn du dein Handy beim Lernen in der Nähe hast, sinkt deine Konzentrationsfähigkeit.“ Oder: „Wenn du gleich mit den Hausaufgaben anfängst, hast du später mehr Zeit, mit deinen Freunden zu spielen.“ Diese Art der Kommunikation eröffnet deinem Kind neue Perspektiven, ohne dass es das Gefühl hat, kritisiert zu werden.
Kinder reagieren oft negativ auf Zwang oder Druck, fühlen sich jedoch stärker eingebunden, wenn sie eine Wahl haben. Du kannst dein Kind in den Lernprozess einbeziehen, indem du ihm mehrere Optionen anbietest, aus denen es wählen kann. Wichtig ist dabei, dass beide Optionen für dich als Elternteil akzeptabel sind.
Statt zu sagen: „Leg sofort dein Handy weg!“ oder „Mach jetzt deine Hausaufgaben!“, könntest du fragen: „Möchtest du dein Handy ins Wohnzimmer oder in dein Zimmer legen?“ oder „Willst du die Hausaufgaben alleine machen oder soll ich dir dabei helfen?“ Solche Wahlmöglichkeiten geben deinem Kind das Gefühl, selbst entscheiden zu können, was oft zu einer besseren Kooperation führt.
Achte aber darauf, dass die Optionen auch wirklich für dich in Ordnung sind. Ein Beispiel für eine schlechte Wahlmöglichkeit wäre: „Entweder du machst jetzt die Hausaufgaben oder du lässt es ganz sein.“ Das würde dein Kind nur dazu verleiten, die unangenehmere Entscheidung zu treffen.
Manchmal sind lange Erklärungen oder Vorträge kontraproduktiv. Dein Kind könnte sich dadurch überfordert oder genervt fühlen. In vielen Situationen reicht es, das Anliegen in einem einzigen Wort oder einer Geste auszudrücken. Das ist oft viel wirkungsvoller und vermeidet endlose Diskussionen.
Wenn dein Kind sein Handy während des Lernens benutzt, kannst du zum Beispiel einfach sagen: „Handy.“ oder mit einem Finger auf den Aufsatz deuten, den es schreiben soll. Solche kurzen, klaren Botschaften kommen besser an, weil sie nicht als Kritik oder Vorwurf wahrgenommen werden.
Kinder reagieren sehr empfindlich auf Vorwürfe, insbesondere wenn diese ihre Persönlichkeit angreifen. Sätze wie „Du bist immer so faul“ oder „Warum bist du so unorganisiert?“ treffen direkt ins Selbstwertgefühl und führen meist zu Abwehr oder Trotz.
Stattdessen kannst du beschreiben, wie du dich fühlst, ohne dein Kind persönlich anzugreifen: „Es frustriert mich, wenn Abmachungen nicht eingehalten werden.“ oder „Es macht mich traurig, wenn der Lehrer sagt, dass du nicht bei der Sache warst.“ Indem du deine eigenen Gefühle beschreibst, machst du deutlich, wie das Verhalten auf dich wirkt, ohne dein Kind zu beschuldigen.
Ein oft unterschätzter Tipp ist es, Botschaften schriftlich zu formulieren. Das kann besonders bei wiederkehrenden Problemen hilfreich sein. Ein kleiner Zettel oder eine kurze Nachricht kann auf humorvolle oder liebevolle Weise das ausdrücken, was du sagen möchtest, ohne dass es sofort zu einer Auseinandersetzung führt.
Du könntest zum Beispiel einen Zettel auf den Schreibtisch deines Kindes legen, der sagt: „Ich, der Schreibtisch, fühle mich ganz traurig, weil niemand auf mir lernt. Kann mir bitte jemand helfen?“ Oder eine Nachricht wie: „Liebe Lena, in letzter Zeit hast du öfter deine Hausaufgaben vergessen. Lass uns zusammen überlegen, wie wir das ändern können. Ich freue mich auf deine Antwort, deine Mama/Papa.“
Dieser Ansatz gibt deinem Kind Zeit, die Nachricht zu verarbeiten und darauf zu reagieren, ohne dass es sich unter Druck gesetzt fühlt.
Lernen muss nicht immer ein Kampf sein. Indem du deine Kommunikation überdenkst und anpasst, kannst du eine positive Lernatmosphäre schaffen, die dein Kind dazu ermutigt, von sich aus zu kooperieren. Es geht darum, deinem Kind zu zeigen, dass du es unterstützt und ernst nimmst, ohne es zu kritisieren oder zu drängen.
Probiere diese 6 Kommunikationstipps aus und beobachte, wie sich die Dynamik beim Lernen verändert. Mit Geduld und den richtigen Worten kannst du den Lernprozess deines Kindes nachhaltig verbessern – ohne Streit und Frustration.
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